"Die Dinger sind gefährlich"
Ab Februar 2005 sollen 16-Jährige Führerschein für
die vierrädrigen Quads machen können - Fahrlehrer wenig
begeistert
MÜHLACKER. Sie heißen Quads und sind Motorräder auf
vier dicken Reifen. Ab 2005 sollen auch 16-Jährige für die
Spaß-Mobile den Führerschein machen können. Doch die
meisten Fahrlehrer sind dagegen.
"Das Fahrgefühl bei einem Quad ist ganz anders als bei einem Auto
oder Motorrad", sagen der Hobby-Motorradfahrer Ralf Grieser aus
Mühlacker und der Quad-Händler Yves Lembeck aus Friolzheim.
Während Grieser nach einem Test doch lieber bei seinen
Zweirädern bleibt, ist Lembeck vom Quad ganz begeistert - auch
berufsbedingt. "Seit vier Jahren handle ich mit diesen Maschinen. Und
der Trend zum Quad-Fahren wird immer größer", meint er.
Und ab Februar 2005 könnte die Nachfrage weiter steigen. Dann soll
die Führerscheinklasse "S" bereits den 16-Jährigen erlauben,
auf Quads mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometer pro
Stunde am Straßenverkehr teilzunehmen. "In der Prüfung
müssen die Schüler nur zeigen, dass sie eine Vollbremsung
machen und rückwärts um die Ecke fahren können",
weiß der Mühlacker Fahrlehrer Willy Mayer. Bislang brauchte
man zum Quad-Fahren den normalen Autoführerschein. "Ich habe ein
ungutes Gefühl dabei, 16-Jährige sind dafür einfach noch
nicht reif genug", so Mayer.
"Die neue Regelung ist kein Gewinn für die Sicherheit auf unseren
Straßen", meint der Vorsitzende der Fahrlehrer in
Baden-Württemberg, Peter Tschöpe. Auch der Mühlacker
Fahrlehrer Gerald Wörthwein hat Angst: "Die Dinger sind
saugefährlich. Sie können so schnell umkippen", sagt er.
Außerdem habe er schon von tödlichen Quad-Unfällen
gehört. Dies bestätigt auch der Calwer Polizeisprecher
Winfried König. "Ein Mann ist bei Dobel in einer leichten Kurve
von der Fahrbahn abgekommen und mit seinem Quad tödlich
verunglückt", erinnert er sich.
Trotz der Bedenken wird auch Willy Mayer die Ausbildung anbieten, wenn
Bedarf besteht. "Vielleicht werden sich mehrere Fahrschulen aus der
Gegend zusammenschließen und gemeinsam ein Quad anschaffen", ! so
Mayer .
Auch wenn die Helmpflicht für Quad-Fahrer gesetzlich noch nicht
genau geregelt ist, sollte man laut dem Pforzheimer Polizeisprecher
Michael Wenz auf jeden Fall einen Helm tragen. "Ohne Helm zu fahren,
ist einfach Schwachsinn", meint auch Quadhändler Lembeck. Und
Jürgen Trautz, Leiter der Kfz-Zulassungsstelle des Enzkreises,
erklärt: "Sobald das Quad im öffentlichen
Straßenverkehr benutzt wird, tragen wir in der Regel ein, dass
ein Helm getragen werden muss." Ein weiteres Problem am
Quad-Führerschein ab 16 sieht Lembeck in der
Geschwindigkeitsbeschränkung auf 45 Kilometer pro Stunde. "Damit
sind die Jugendlichen doch nur ein Verkehrshindernis", sagt er.
Herannahende Autofahrer überschätzten die Geschwindigkeit, da
Quads von weitem aussähen wie kleine Autos. "Außerdem werden
Jugendliche durch die Beschränkung bestimmt dazu verleitet, ihr
Quad heimlich aufzurüsten, um schneller fahren zu können",
vermutet Lembeck.
Artikel wurde erstellt von: Carolin Ulbrich am 27.08.2004.