Diskussion um Diakoniestation
Einrichtung scheint wirtschaftliche Talfahrt überwunden zu haben, dennoch erwägt Knittlingen den Ausstieg

MAULBRONN. "Die Talfahrt ist in der Horizontalen angekommen", skizzierte Maulbronns Pfarrer Ernst-Dietrich Egerer die wirtschaftliche Lage der Diakoniestation Stromberg. Dennoch trägt sich Knittlingen mit Ausstiegsgedanken. Stadtrat Helmut Begero (SPD) ließ die Katze bei einer Sitzung der Gemeinderäte von Illingen, Knittlingen, Maulbronn und Sternenfels aus dem Sack: Zum Ende dieses Jahres hat die Fauststadt den Vertrag mit der Diakoniestation gekündigt. Noch befindet sich Knittlingens Gemeinderat im Entscheidungsprozess, ob man die Kündigung zurückzieht oder mit anderen Einrichtungen verhandelt.

Stein des Anstoßes: Per Vertrag sind vier Gemeinden und Städte an der Einrichtung in Maulbronn beteiligt (siehe zum Thema). Ihre Vertreter dürfen im Diakonieausschuss zwar mitberaten, entscheiden dürfen jedoch nur die Kirchengemeinden. "Derjenige, der bezahlt, sollte auch ein Stimmrecht haben", sagte Begero und spielte auf die Abschlagszahlungen an. Diese hatte der Ausschuss beschlossen, nachdem die Diakoniestation 2001 mit einem Defizit abgeschlossen hatte. "Wir haben früh Zahlen angefordert, um zu klären wie der Abmangel zustande kam", sagte Stadtrat Hans Krauß.

Vorwurf an Knittlingen

Doch eine schriftliche Stellungnahme habe man nicht erhalten, so Knittlingens Hauptamtsleiter Rainer Gutöhrlein auf PZ-Anfrage. Er widersprach dem Vorwurf, Vertreter der Knittlinger Verwaltung hätten selten die Ausschusssitzungen besucht. "Das mag 2001 mitunter vorgekommen sein, aber seitdem waren wir immer präsent", erklärte Gutöhrlein.
Maulbronns Bürgermeister Andreas Felchle hingegen sieht das anders: "Im Diakonieausschuss war oft niemand aus Knittlingen da, auch nicht in der Sitzung, als die Abschlagszahlungen beschlossen wurden", sagte er als stellvertretender Leiter der Diakoniestation. Es habe eben bis 2003 gedauert, die Zahlen aufzuarbeiten. Danach habe auch die Fauststadt einen Abschlussbericht bekommen. "Wir haben Knittlingen so gut informiert wie alle anderen und es ist Sache der Verwaltung, Informationen weiter zu geben", erklärte Egerer als Leiter der Diakoniestation. Deren wirtschaftliche Situation hatte sich in den vergangenen Jahren auch wegen eines stärkeren Konkurrenzdrucks erheblich verschlechtert. "Die Nächstenliebe in Ehren, aber auch eine Diakoniestation muss wirtschaftlich arbeiten", sagte Egerer. So wurde nach Einsetzen einer Steuerungsgruppe und einem Pflegecontrolling im Jahr 2003 ein Maßnahmenpaket umgesetzt: Befristete Arbeitsverträge wurden nicht verlängert, die Tourenplanung mit Zeitvorgaben für das Personal regelmäßig überprüft und Werbung verbessert. "Am schmerzlichsten war, die hauswirtschaftliche Abteilung aufzulösen", so Egerer. Vor allem dort waren Defizite entstanden. Hauswirtschaftliche Dienste übernehmen nun Pflegekräfte und ein Zivildienstleistender. Etwas, das auf Skepsis stieß. Geschäftsführerin Margot Häußermann sagte jedoch, man könne qualifizierte Kräfte höher abrechnen. Zudem sei der Zivi nicht voll ausgelastet. "Und Angehörige bringen zunehmend Leistungen selber."

Maßnahmen wirksam

Die Maßnahmen scheinen wirksam: Zwar entstand in den ersten vier Monaten 2004 ein Abmangel von 40 000 Euro. Laut Felchle sind dafür vor allem Personalkosten und Abfindungen für die gekündigten sechs hauswirtschaftlichen Mitarbeiterinnen verantwortlich. Der reine Betriebsabmangel betrage aufs Jahr gerechnet 20 000 Euro. "Das sind gesundheitspolitische Peanuts", so Felchle. (siehe Kommentar)

Artikel wurde erstellt von: Nicola Hiller am 21.07.2004.