Entlastung für die Mütter
Katholischer Kindergarten in Knittlingen hat erstmals in den Ferien geöffnet - Kinder von auswärts nutzen Angebot

KNITTLINGEN. Domenica Pangerl und Sabine Kicherer hatten ein Problem: Beide arbeiten halbtags, beide haben Kinder, die in den Kindergarten gehen. Der ist aber in den Sommerferien mehrere Wochen geschlossen.

Und die beiden Frauen haben insgesamt nur sechs Wochen Urlaub im Jahr. Zu wenig, um alle Schließtage des Kindergartens in Freudenstein zu überbrücken. "Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als ich hörte, dass der katholische Kindergarten in Knittlingen während der gesamten Ferien geöffnet hat", sagt Domenica Pangerl aus Hohenklingen. Daher brachte sie ihren vierjährigen Sohn Tobias in die Einrichtung in der Brettener Straße, jeden Tag von 7.30 bis 12.30 Uhr. Und Tobias hat sich in seinem Gast-Kindergarten wohl gefühlt. "Die Puppenecke hat Spaß gemacht und das draußen Spielen", sagt er. Auch Sabine Kicherer war erleichtert über das Angebot. "Wir sind zugezogen und haben eben keine Oma oder Tante vor Ort, die in den Ferien nach den Kindern schaut", sagt die berufstätige Mutter aus Freudenstein. Und selbst wenn: Man könne das heute auch gar nicht mehr verlangen, dass die Großmütter immer einspringen.

Normalerweise wäre auch der katholische Kindergarten in der Brettener Straße in den Sommerferien drei Wochen geschlossen gewesen. Doch dann entschied sich der Träger, die katholische Kirche, zu dem Experiment, die Türen in der ganzen Zeit von 7.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet zu lassen. Wer in den Ferien kommen wollte, musste sich verbindlich anmelden. Und alle Kinder aus anderen Kindergärten mussten einen Beitrag entrichten. Zehn Euro pro Woche haben Domenica Pangerl und Sabine Kicherer für ihre Söhne Tobias und Lorenz bezahlt. Aber das war es ihnen wert. "In der Kinderbetreuung muss sich in Knittlingen etwas bewegen", finden die beiden Mütter und hoffen, dass solche flexiblen Angebote ausgebaut werden - auch in ihrem Teilort.

Marianne Stuber, Leiterin des katholischen Kindergartens, zieht eine positive Bilanz. Zwischen 10 und 17 Kinder haben ihren Angaben zufolge in den Ferien den Kindergarten besucht. Dafür musste eine Zusatzkraft eingeteilt werden. "Es werden ja nicht nur berufstätige Mütter entlastet. Auch andere Frauen brauchen mal Zeit", sagt Marianne Stuber. Zum Beispiel Merita Beka. "Wir bauen gerade und da war die Ferienöffnungszeit geschickt", sagt die Mutter des sechsjährigen Ronni.

Dass sich in Sachen Kinderbetreuung in der Fauststadt etwas ändert, wollen auch viele Knittlinger Eltern und Teile des Gemeinderats. Sie drängen darauf, die Kindergärten stärker zu vernetzen, Schließtage zu verringern, ein flexibleres Angebot zu schaffen und auch Grundschulkinder in den Ferien pädagogisch zu betreuen.

Allerdings: Der mehrmals angemahnte runde Tisch, der sich mit diesen Themen befasst, wurde noch immer nicht einberufen. Lediglich ein informelles Treffen fand statt, bei dem nicht alle Kindergarten-Leiterinnen anwesend waren. Man habe noch keinen Termin gefunden, da einzelne Teilnehmer verhindert gewesen seien, erklärt Hauptamtsleiter Rainer Gutöhrlein. Man werde sich nach den Ferien um einen runden Tisch bemühen. "Generell scheint es aber kein Problem zu sein, einen Kindergarten in Knittlingen während der Ferien geöffnet zu lassen", erklärt er.

Artikel wurde erstellt von: Nicola Hiller am 01.09.2004.