Räte streiten um 600 Euro
Nach Debatte stimmt Mehrheit des Knittlinger Gemeinderats dem geplanten Zuschuss für Home Run zu

KNITTLINGEN. Was ist Knittlingen die offene Jugendarbeit wert? Über diese Frage wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung heftig diskutiert. Hintergrund ist der rückwirkend zu vergebende Zuschuss an den christlich orientierten Verein Home Run, der in der Fauststadt die offene Jugendarbeit betreut und beispielsweise Schulaktionstage veranstaltet. Im Haushaltsplan 2003 war seinerzeit ein Zuschuss der Stadt an den Verein in Höhe von 5200 Euro veranschlagt.

Dieser Betrag musste im Jahr zuvor allerdings nur zur Hälfte ausgeschöpft werden, weil der Jugend- und Sozialbeirat der Stadt 50 Prozent des Gesamtzuschusses bis einschließlich 2002 übernommen hat. Der Beirat will für das Jahr 2003 noch einen Zuschuss von 1000 Euro gewähren. In einer Fraktionssprechersitzung ist laut Verwaltung daher folgender Vorschlag erarbeitet worden: Die Stadt Knittlingen gibt einen Zuschuss von 3600 Euro und der Jugend- und Sozialbeirat legt die versprochenen 1000 Euro drauf. So dass sich insgesamt ein Zuschuss von 4600 Euro ergibt. Die Mehrheit der Räte war jedoch nach hitziger Debatte anderer Meinung. Sie votierten dafür, dass die Stadt insgesamt 4200 Euro zuschießt, damit der ursprünglich veranschlagte Betrag zustande kommt.

"Home Run leistet gute Arbeit und das zu einem Spottpreis gegenüber dem, was die Stadt zahlen müsste, wenn sie die Jugendarbeit selber übernähme", plädierte Helmut Begero, Fraktionsvorsitzender der SPD und der freien unabhängigen Wähler dafür, den vollen Betrag zur Verfügung zu stellen. Die Kasse ließe das auch angesichts einer angespannten Finanzlage zu. Ohnehin war ihm schleierhaft, wie der Jugend- und Sozialbeirat einen Zuschuss beschließen konnte, wenn er noch gar nicht getagt hat.

Hauptamtsleiter Rainer Gutöhrlein und Bürgermeister Heinz-Peter Hopp brachten dann auf weitere Nachfrage ein wenig Licht in das Wirken des Jugend- und Sozialbeirats, dessen Arbeit nicht-öffentlich stattfindet und den daher immer ein wenig der Hauch des Geheimnisvollen umweht. Ihren Angaben zufolge können Z! uschüsse unter 1500 Euro vom Vorsitzenden und Geschäftsführer selbst beschlossen werden. Zurzeit gelte es, für den Beirat eine neue Rechtsform zu finden. Dann werde er auch wieder tagen.

Hans Krauß (CDU) betonte, Home Run leiste sehr gute, wertvolle und kostengünstige Arbeit. Er erinnerte jedoch auch daran, dass auch viele Vereine gute Jugendarbeit machten. "Man sollte daher keine einseitigen Vergünstigungen zulassen", verwies er auf den Konsens der Fraktionssprecher mit den insgesamt 4600 Euro.

Dieser Kompromiss verursachte jedoch bei Lothar Frick (CDU) Fragezeichen, weil sich nun zahlreiche Stadträte gegen die Kürzung aussprachen. Dazu zählten auch Evelyne Teschner-Klug und Frank Knodel (Alternative Liste). "Für Home Run sind 600 Euro keine Peanuts", entgegnete Teschner-Klug auf die Antwort der Verwaltung, der Verein akzeptiere statt 5200 Euro auch 4600 Euro. "Wenn wir dieses ehrenamtliche Engagement nicht unterstützen, dann müssen wir als Stadt die offene Jugendarbeit thematisieren", so Teschner-Klug.

Artikel wurde erstellt von: Nicola Hiller am 30.09.2004.