Musik schafft neuen Mut
Anteilnahme am Schicksal
Knittlingens nach Steinhaus-Brand: Tausende beim Kulturfrühling
KNITTLINGEN. Eine Stadt macht sich wieder Mut: Drei Wochen nach der
Feuerkatastrophe in Knittlingen haben die Vereine und der gewerbliche
Mittelstand mit ihrem Kulturfrühling für ein wichtiges
Lebenszeichen
gesorgt.
Mehr
als 3500 Besucher ließen sich gestern bis in den späten
Abend von der
Improvisation der Gastgeber nicht abschrecken. Die Kelter mit ihrem
harten Betonfußboden und den weißen Plastikfahnen an der
Eingangstür
ließ als Ausweichdomizil beim Konzert der vom Großfeuer am
meisten
gebeutelten Stadtkapelle immer wieder die Gedanken an die
zerstörten
Säle im benachbarten Steinhaus aufkommen. Am Nachmittag zogen
hunderte
von Besuchern beim Fest kopfschüttelnd am mit einer weißen
Plastikhaube
überzogenen Wahrzeichen vorbei. "Mein Schlagzeug ist von unseren
Feuerwehrleuten gerettet worden", saß Holger Appenzeller in der
Stadtkapelle erstmals wieder an seinem Instrument. Seine Uniform ist
verbrannt. Wie er saßen weitere neun Musiker in schwarzer
Kleidung
unter den 35 Musikern, von denen die Mehrheit noch uniformiert
auftreten konnte. Schon bei der Eröffnung vor dem Rathaus in
Knittlingen hatten sich etwa 200 Zuhörer um Rudi Jock und sein
Orchester geschart. "Wir haben den Schock des Feuers noch nicht
verdaut", sagte Klarinettistin Simone Appenzeller zur PZ. Ihr Vater
hatte als Kommandant der Feuerwehr aus Knittlingen noch zu retten
versucht, was zu retten war. "Nach den Ereignissen in Knittlingen
weiß
endlich jeder Gemeinderat wieder, was eine gut funktionierende
Feuerwehr wert ist", meinte Nachbarbürgermeister Andreas Felchle,
der
mit der Maulbronner Stadtkapelle zum Solidaritätskonzert gekommen
war.
Immer wieder werde der hohe finanzielle Aufwand für den
Feuerschutz
kritisiert. "Wir sind doch Klassenkameraden", meinte Trompeter Frank
Duss zur Musikhilfe aus Maulbronn für Knittlingen. Der
Anstoß für
diesen Kulturfrühling mit viel Musik, aber ebenso 15
geöffneten
Geschäften kam vom Gewerbe- und Verkehrsverein. Einige beteiligte
Geschäftsinhaber sprachen am Nachmittag von einem massiven Andrang
u!
nd "voll
en Läden". Die Intiative für einen zweiten verkaufsoffenen
Sonntag sei
von vielen Stammkunden, aber ebenso von Ausflüglern und Touristen
belohnt worden. "Wir müssen gemeinsam etwas tun", lautete der
Appell
von Bürgermeister Heinz-Peter Hopp, während viele Gruppen von
den
Schützen bis zu den Landfrauen für den Spendenfonds der
betroffenen
Vereine sammelten.
PZ-Artikel wurde erstellt von: Horst Pieper am 11.04.2005.