Tragödie auf dem Sonnenhof
84-jährige Frau aus Freudenstein kommt bei Brand in ihrem Wohnhaus ums Leben - Großeinsatz der Feuerwehren


KNITTLINGEN. Die 84-jährige Bewohnerin des "Sonnenhofs" bei Freudenstein ist am späten Freitagabend bei einem Brand auf tragische Weise ums Leben gekommen. Sie konnte den Flammen nicht mehr entfliehen.

Von PZ-Redakteurin Nicola Hiller
und PZ-Mitarbeiter Ralph Küppers

Denn die 84-jährige Frau, die alleine im ersten Stock des Aussiedlerhofs lebte, war bettlägerig und konnte sich nur noch mit einem Gehwagen fortbewegen. Als die Retter um 22.20 Uhr alarmiert wurden, war es wohl bereits zu spät. Denn beim Eintreffen der ersten Feuerwehrkräfte schlugen aus drei Fenstern der Wohnung meterhohe Flammen, sagte Knittlingens Feuerwehrkommandant Thomas Appenzeller zur PZ. Die Feuerwehr drang mit schwerem Atemschutzgerät in das noch brennende Gebäude ein, konnte die Frau jedoch nicht mehr lebend retten. Von außen bot das Gehöft einen gespenstischen Anblick: Von Scheinwerfern und dem Blaulicht der 16 Feuerwehrfahrzeuge eingerahmt, wütete der Brand in der Wohnung. Ein Gefühl der Hilflosigkeit machte sich breit, als die Retter das mitgebrachte Wasser aus den Tanklöschfahrzeugen verbraucht hatten, aber die 700 Meter lange Förderleitung vom Ortsrand Freudensteins noch kein Wasser brachte. Dennoch gelang es ihnen, den Brand auf die Wohnung zu beschränken und das Übergreifen auf die angebaute Scheune zu verhindern. Auch vier Kühe konnten gerettet werden.

Löschwasser gefriert

Als das Wasser knapp wurde, kamen die Feuerwehren Sternenfels und Maulbronn zu Hilfe, so dass insgesamt 80 Feuerwehrleute gegen die Flammen kämpften. Ihnen machte neben der psychischen Belastung vor allem die eisige Kälte zu schaffen. Löschwasser gefror auf der Zugangsstraße und brachte zusätzliche Gefahren. Erst gegen Mitternacht konnte das Feuer laut Polizei gelöscht werden.

Das Rote Kreuz kümmerte sich mit warmem Tee um die Helfer, die während der ganzen Nacht als Brandwache vor Ort blieben, zudem betreute die Notfallseelsorge einige Feuerwehrleute. Zwei davon sollen die Tote im Flur der Wohnung gefunden haben. "Jede Einsatzkraft macht sich in solch einem Fall Gedanken über das Schicksal der Betroffenen", erklärte DRK-Einsatzleiter Wolfgang Haalboom. Seinen Angaben zufolge kümmerten sich geschulte Mitarbeiter der DRK-Notfallnachsorge auch um die Angehörigen der 84-Jährigen, die ebenfalls am Unglücksort waren. Der in Kleinvillars wohnende Sohn, der mit seiner Familie seine Mutter pflegte, war nur Stunden zuvor noch auf dem Sonnenhof gewesen. Bürgermeister Heinz-Peter Hopp wollte ihm gestern zusammen mit Appenzeller einen Kondolenzbesuch abstatten. "Das ist einfach furchtbar", sagte der sichtlich betroffene Bürgermeister und drückte auch die Machtlosigkeit in einer solchen Situation aus. Es sei schrecklich zu sehen, wie die Flammen wüteten und man könne nicht helfen. Er sei selbst 15 Jahre bei der Feuerwehr gewesen. "Aber dies war einer der schwierigsten Einsätze, den ich je erlebt habe", so Hopp.

Die Bewohnerin wurde erst am Morgen aus der ausgebrannten Wohnung geborgen, damit sich die Spezialisten der Kripo bei Tageslicht ein genaues Bild der Umstände machen konnten. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern noch an. Da sich der Brandherd laut Polizei jedoch in der Nähe des Kachelofens befand, könnte dieser der Ausgangspunkt des Unglücks gewesen sein. Das Haus ist durch den Brand unbewohnbar geworden, der Schaden beträgt laut Polizei 200 000 Euro.

PZ-Artikel wurde erstellt von: am 07.02.2005.


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