Rettung in letzter Sekunde
Opfer nach Feuer im Knittlinger
Stadtteil Freudenstein in Lebensgefahr: Helfer holen Bewohnerin aus
brennendem Haus
KNITTLINGEN-FREUDENSTEIN.Unter dramatischen Umständen haben
gestern Mittag zwei Feuerwehrleute eine 43-jährige Frau aus ihrem
lichterloh brennenden Haus an der Kirchstraße mitten in
Freudenstein gerettet.
Noch gestern Abend schwebte das schwerst verletzte Opfer in akuter
Lebensgefahr. Viktor Mendel aus Hohenklingen und Dieter Müller aus
Freudenstein hatten sich als erster Trupp unter Atemschutz einen Weg in
das etwa 100 Jahre alte Fachwerkhaus gebahnt, aus dessen Dach über
drei Meter hohe Flammen schlugen. "Ich habe die Frau einfach nicht
losgelassen. Nach einer Rauchverpuffung im Haus war es wirklich
schwierig, sich wieder neu zu orientieren. Wir sind beide
kräftemäßig über unsere Leistungsgrenze gegangen",
sagte Viktor Mendel zur PZ, als er sich völlig erschöpft die
Schutzmaske vom Kopf zog. Schultes Heinz-Peter Hopp sprach von einem
"beherzten Eingreifen der Feuerwehrmänner unter schwierigsten
Bedingungen". Maulbronns Polizeichef Rolf Tautphäus ("Wir hatten
über Funk vom Alarm gehört") wies die ankommenden
Einsatzkräfte ein. Bis in den Nachmittag stand über dem
Ortskern von Freudenstein eine große weiße und später
wieder schwarze Rauchwolke. In der engen Straße mit
Fachwerkhäusern an beiden Seiten rückte das
Drehleiter-Fahrzeug aus Knittlingen bis zum völlig verqualmten
Haus Nummer 15 vor. Auf der Hauptkreuzung vor der Kirche stand das Gros
der Einsatzwagen der Feuerwehr einschließlich des
Rotkreuz-Rettungswagens aus Mühlacker, in dem die beiden
Notärzte die gerettete Hausbewohnerin trotz schwachem Puls
erfolgreich behandeln konnten. Das Opfer hatte eine schwere
Rauchvergiftung erlitten und wurde am Abend im Krankenhaus von
Mühlacker intensivmedizinisch versorgt.
Schreck beim Kaffeetrinken
Die Löscharbeiten mitten im Ortskern von Freudenstein wurden von
mehr als 100 Schaulustigen verfolgt. Nachbarn standen ratlos und zum
Teil mit verweinten Augen vor ihren Häusern. "Ich saß beim
Kaffeetrinken, als ich plötzlich den vielen Rauch vor dem Fenster
sah. Der Schreck ist mir in di! e Gliede r gefahren," berichtete Margot
Essig, die nur acht Meter vom brennenden Haus entfernt wohnt.
Knittlingens Kommandant Thomas Appenzeller rief die Brettener Feuerwehr
mit ihrer Atemschutzgruppe als Verstärkung herbei. In der engen
Kirchstraße hatte es nach seinen Worten bereits mehrere
Löschübungen gegeben. Zum Glück habe kein abgestelltes
Auto der Drehleiter den Weg versperrt. Etwa 35 Feuerwehrmänner
kamen insgesamt zum Einsatz, 15 von ihnen waren noch am Abend mit dem
Ablöschen von Glutnestern im Haus beschäftigt. Die Kripo aus
Mühlacker nahm ihre Ermittlungen auf. Ein elektrischer Defekt in
der Wohnung wurde als Brandursache vermutet. Der Sachschaden wird auf
etwa 160 000 Euro geschätzt. Das Haus soll später abgerissen
werden.
Artikel wurde erstellt von: Horst Pieper am 26.02.2005.