Kirche will Pflegerisiko
tragen
Neue Finanzierung für die
Diakoniestation in Maulbronn: Stadt Knittlingen nahm gestern Abend
Kündigung wieder zurück
KNITTLINGEN/MAULBRONN. Das neue Konzept der Altenpflege beginnt zu
greifen. Die Diakoniestation in Maulbronn soll finanziell weitaus
stärker von den Kirchengemeinden und den Krankenpflegevereinen am
Ort
getragen werden.
Gestern
Abend fiel im Gemeinderat von Knittlingen mit deutlicher Mehrheit von
CDU und SPD eine Vorentscheidung über die zunehmende Akzeptanz des
Ende
Juni von den Trägern der für den Stromberg zuständigen
Station
verabredeten Konzeption. Die Stadträte gaben ihre
Ausstiegspläne
vorerst auf. Nach den Entscheidungen der für Illingen, Maulbronn,
Sternenfels und Knittlingen zuständigen Träger ist der
kommunale
Zuschuss der vier Stromberg-Gemeinden auf 25 000 Euro begrenzt. Die
Krankenpflegevereine sollen genau 50 Cent je Einwohner ihrer Gemeinde
in die gemeinsame Kasse nach Maulbronn einzahlen. „Das unternehmerische
Risiko wird von den Kirchengemeinden getragen“, sagte gestern Abend vor
Beginn der Beratungen im Rathaus von Knittlingen die
Geschäftsführerin
der Diakoniestation, Margot Häußermann, zur PZ.
Allerdings
hatten die vergangenen Jahre für den Pflegedienst hohe Verluste
gebracht. Im Jahr 2002 wurde ein Defizit von 80 000 Euro ausgewiesen,
diese roten Zahlen kletterten 2003 auf 100 000 Euro. Erst im
vergangenen Jahr kam es in der Diakoniestation Maulbronn zur
Trendwende. Das Defizit konnte durch die ersten greifenden
Controlling-Maßnahmen auf 76 000 Euro zurückgeführt
werden. In diesem
Jahr sollen die roten Zahlen unter den festgesetzten Grenzwert von 57
000 Euro gedrückt werden. „Wir bleiben auf jeden Fall darunter“,
versprach gestern Abend Margot Häußermann. Sie verwies auf
die
städtische Zustimmung aus Maulbronn für das neue
Finanzierungskonzept.
Die Gemeindeprüfer aus Karlsruhe hatten den Weg zur neuen
finanziellen
Ausrichtung erzwungen und die „Doppelfinanzierung“ der
Stromberg-Diakoniestation durch kommunale Zuwendungen aus den Etats der
Gemeinden und Sozialleistungen des Landkreises kritisiert. Damit waren
die Kirchengemeinden von Knittlingen bis Illingen aufgeforde! rt, sich
stärker als Träger zu ihrer Diakoniestation in Maulbronn zu
bekennen.
Viele Angehörige pflegen wieder
Auch
die bisher in den vier Gemeinden eher vor sich hin schlummernden
Krankenpflegevereine wurden in die Pflicht genommen. Immerhin werden
derzeit täglich 162 Senioren von 25 examinierten
Pflegefachkräften und
einem Zivildienstleistenden betreut. „Wir fahren täglich
zwölf
Frühdienste und drei Spätdienste“, stellte die
Geschäftsführerin fest.
„Die häusliche Pflege nimmt aufgrund der demografischen
Entwicklung
weiter zu“, lautete ein Kernsatz dieses neuen Diakonie-Memorandums aus
Maulbronn. Allerdings sei die Krankenpflege ein „ganz sensibler Markt“
geworden, denn angesichts einer hohen Zahl an Arbeitslosen würden
viele
Pflegebedürftige wieder stärker von ihren Angehörigen
betreut.Bei
mehreren hundert Familien habe der Pflegedienst der Diakoniestation die
„Besuche zur Qualitätssicherung“ übernommen. Nach dem
positiven Votum
für die Station am Abend in Knittlingen sind nun die
Gemeinderäte in
Illingen und Sternenfels an der Reihe.
PZ-Artikel wurde erstellt von: Horst Pieper am 06.07.2005.