Mit dem Handy zur Schule
Rektoren und Schüler lehnen ein Verbot von Mobiltelefonen ab – Scherereien wegen Diebstählen

Der Schulleiter des Mühlacker Theodor-Heuss-Gymnasiums, Thomas Mühlbayer, hat eine klare Haltung: „Die Schüler dürfen Handys dabei haben, während des Unterrichts müssen die Geräte allerdings abgeschaltet sein.“ Wenn dann doch mal ein Handy während des Unterrichts klingele, dann werde es für den Rest des Tages eingezogen.

Man könne es den Schülern nicht verbieten, ein Handy dabei zu haben. „Wenn der Unterricht mal früher aus ist als geplant, müssen manche Schüler daheim anrufen, um sich abholen zu lassen“, sagt er. Schließlich lebe man hier im ländlichen Raum und es sei für manche Schüler in diesem großen Einzugsgebiet nicht möglich, dann sofort nach Hause zu kommen.

Damit hat Mühlbayer eine andere Meinung wie die Mehrheit einer repräsentativen Umfrage des Nachrichtenmagazins „Focus“. Danach sind 55 Prozent der Befragten für ein Handy-Verbot an deutschen Schulen. Während sich 70 Prozent der über 59-Jährigen laut der Studie für ein solches Verbot aussprachen, sind 87 Prozent der 14- bis 19-Jährigen allerdings dagegen.

Aber es sind nicht nur die Schüler, die das Handy in der Schule benutzen: „Es kam schon vor, dass während des Unterrichts ein Handy klingelte, und zwar das von unserem Lehrer“, erinnert sich die Zwölftklässlerin des THG, Melanie Kiefer, schmunzelnd.

Roland Evers, Schulleiter der Knittlinger Faustschule, ist ebenfalls gegen ein Verbot an seiner Schule. „Das Handy ist ein Kommunikationsmittel unserer Zeit und gehört für viele einfach dazu“, meint er. Außerdem: Wie solle die Schule denn kontrollieren, ob die Schüler trotz Verbot nicht doch ein Handy dabei haben? „Wir können ja schlecht die Schulranzen durchstöbern“, sagt Evers. Der einzige Grund, weshalb er ein Verbot befürworten würde, ist die Tatsache, dass an der Schule so viele Handys geklaut würden. „Dann hätten wir weniger Scherereien.“

Die zunehmende Verbreitung von „Snuff-Filmen“ über Mobiltelefone, die jüngst Schlagzeilen machte, ist für die beiden Schulen aber nicht aktuell. Filme, bei denen ein real! er Mord gefilmt und per Foto-Handy verbreitet wird, sind noch nicht aufgetaucht. Die Schulleiter sind sich aber einig: Sollte ein „Snuff-Film“ bei einem Schüler entdeckt werden, droht ihm der Schulausschluss.

Artikel wurde erstellt von: Carolin Ulbrich am 20.03.2006.