Spurensuche zwischen verkohlten Aktenordnern

Kripo ermittelt seit gestern in Brettener Bürogebäude

Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Schultz
Bretten. Die Suche nach der Brandursache im ehemaligen Malag-Bürogebäude hat gestern Vormittag begonnen. Vier Kripo-Leute aus Bruchsal sahen sich eingehend in den besonders betroffenen Stockwerken um und versuchten die Umstände, die zum Ausbruch des Feuers führten, zu klären. Ein Sachverständiger für Elektrik soll die Ermittler bei der Suche unterstützen. Manfred Kaiser, stellvertretender Leiter der Kripo-Außenstelle Bruchsal, macht allerdings deutlich, dass „in alle Richtungen ermittelt wird“. Es werde weder eine vorsätzliche oder fahrlässige Brandstiftung noch ein technischer Defekt als Brandursache zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen, betont Kaiser. Wie gestern berichtet, stand am Sonntagmorgen fast die gesamte vierte Etage des Bürogebäudes in Bretten in Flammen. Nach einer Stunde hatten die Feuerwehren aus Bretten und Knittlingen den Brand gelöscht.
Es ist wie ein großes Rätsel, dem die vier Polizeibeamten in den nächsten Tagen auf den Grund gehen wollen. Für einen Laien, der nur den aufgehäuften Berg mit verkohlten Aktenordnern, angesengten Papieren und die Gerippe von verbrannten Rechnern und Büromöbeln im Blick hat, gleicht diese Aufgabe einer Sisyphusarbeit. Kaiser und seine drei Kollegen schwärmen in den Räumen aus, wo das Feuer am stärksten wütete. Man vermutet, dass dort auch der Brand ausbrach.
Jedes noch so kleine Detail kann wichtig sein. Beispielsweise die Türschlösser. Ein Kripo-Mann fotografiert die Schlösser der Eingangstüren, um mögliche Einbruchsspuren auf Bildern festzuhalten. Mit Werner Hauf, dem Chef des ausgebrannten Ingenieurbüros, gehen die Beamten über den Brandschutt und rekonstruieren das Aussehen der Räume vor der Brandkatastrophe. Es gibt viele Fragen: Was stand an elektrischen Geräten in den Räumen? Wo stand jedes Gerät? Wer hielt sich am Samstag zuletzt in dem Gebäude auf. Tage, möglicherweise Wochen werden vergehen, bis die Brandursache feststeht, sagt Kaiser. „Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die Ursache für immer unklar bleibt.“
Neben mehreren Unternehmen und Sportstudios, die bislang in den oberen Etagen des städtischen Gebäudes untergebracht waren, ist von dem Brand auch die Berufliche Schule Bretten betroffen. Im zweiten und dritten Stock wurden etwa 150 bis 200 Schüler in insgesamt acht Räumen unterrichtet. Weil das Haus seit Sonntag komplett gesperrt ist, bemüht man sich zusammen mit der Stadt um ein Ausweichquartier. „In dieser Woche wird es für diese Klassen verstärkt nachmittags Unterricht geben. Danach hat uns die Stadt geeignete Räume in der Nähe der Schule in Aussicht gestellt“, sagt der stellvertretende Schulleiter Wolfgang Foos. Ein Vertreter der Stadtverwaltung, der gestern Vormittag die Arbeit der Kripo verfolgte, betont, dass man bemüht sei, allen Firmen einen Ersatz anzubieten.
Wie stark das Haus durch den Brand beschädigt wurde – am Sonntagmittag war noch von einer Einsturzgefahr die Rede – soll nun ein Statiker in einer Untersuchung herausfinden.



EIN BILD DER ZERSTÖRUNG bot sich gestern Vormittag den Kripo-Beamten, die sich in den ausgebrannten Büros im vierten Stock des ehemaligen Malag-Gebäudes in Bretten umsahen. Foto: Josh

BNN, 27.02.2007


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