Ungebrochene Sogkraft des Fauststoffes
Festakt zum 40-jährigen Bestehen der Internationalen Faust-Gesellschaft in Knittlingen

Der Teufel brach ihm das Genick und zerrte ihn in die Hölle, berichtet die Sage. Wahrscheinlich starb er 1540 beim nächtlichen Versuch Gold herzustellen in Staufen, sagen die Historiker. Die Rede ist von Dr. Faustus, dessen Leben zentraler Forschungsgegenstand der Internationale Faust-Gesellschaft (IFG) ist.
Am Sonntagabend wurde das vierzigjährige Bestehen der Gesellschaft gebührend gefeiert. Das Blechbläserensemble der Stadtkapelle Knittlingen eröffnete den Festakt in der Aula der Knittlinger Dr.-Johannes-Faust-Schule mit „Freude schöner Götterfunke“. Bürgermeister Heinz-Peter Hopp betonte in seiner Begrüßungsrede die ungebrochene Sogkraft des Fauststoffes, der in vielfältiger Weise in Literatur, Kunst, Musik und Film verarbeitet wurde. Das Wissen um den berühmten Arzt, Alchimist und Chemiker sei ein großes Verdienst der Faust-Gesellschaft. Als „Anlaufstelle par exellence“ bezeichnete der Bürgermeister die IFG und kündigte auch den Ehrengast des Abends an; einer der renommiertesten deutschen Gegenwartsautoren – Peter Härtling.
Roland Hübner, Dezernent für Familie, Bildung und Kultur im Pforzheimer Landratsamt, betonte die Leistung der IFG, „Licht ins Dunkel der historischen Person zu bringen“. „Die Gesellschaft ist eine Bereicherung des kulturellen Lebens über den Enzkreis hinaus“, lobte Hübner, der weitere Unterstützung und Zusammenarbeit zusicherte.
Bernd Mahl, Präsident der IFG, gab einen Überblick über die aktuellen Ziele und Aufgaben. So seien Vorträge, Ausstellungen und die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern die gängige Praxis. Zudem referierte er über die Publikationen der vergangenen vier Jahrzehnte. So sind von 1967 bis 1980 38 Ausgaben der „Faust-Blätter“ erschienen, in denen namhafte Forscher aus der ganzen Welt verschiedenartige Themen zum Faust-Komplex veröffentlichten. Bernd Mahl hatte zudem die Idee ein Faust-Jahrbuch zu erstellen – ohne zu wissen, dass dies im Gründungsprotokoll von 1967 als wichtigstes Ziel bereits anvisiert war. 2005 war es dann soweit, der erste Band erschien und fand weltweit große Beachtung. Er wurde sogar im renommierten Goethe-Jahrbuch „äußerst positiv besprochen“, schilderte Mahl stolz. Mittlerweile ist der zweite Band fertiggestellt worden.
Als weitere künftige Aufgaben nannte der Präsident die Organisation von Symposien in den Fauststädten Staufen, Wittenberg oder Leipzig, um auch dort Mitglieder zu gewinnen. „Sie sehen, wir haben (…) vieles und Interessantes anzupacken. Und das soll vor allem auch zum Renommee der Fauststadt Knittlingen beitragen und in der Meinung der Bevölkerung positiv wirken“, schloss Mahl seinen Überblick.
Geehrt wurden die IFG-Gründungsmitglieder Otto Kübler und Robert Kicherer. Henry Ehrenberg und Karl-Gustav Bergner konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesen sein. Mit der Frage „Wer hat Goethe von Faust erzählt?“ beschäftigte sich das gleichnamige Theaterstück, das die Schauspielgruppe der Fauststadt Staufen anschließend darbot. Sie wurde mit begeistertem Applaus belohnt.
Der Ehrengast des Abends, Peter Härtling, bestritt den letzten Programmpunkt des Festakts mit der Lesung aus seiner neuesten Novelle „Das ausgestellte Kind“. (Siehe getrennter Bericht.)



DIE IFG-GRÜNDUNGSMITGLIEDER Otto Kübler (Mitte) und Robert Kicherer wurden von Bürgermeister Hopp (ganz rechts) und IFG-Präsident Bernd Mahl (links) beim Festakt geehrt. Foto: cls

BNN, 23.10.2007


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