Nach schlafloser Nacht
Bronzemedaille erkämpft
Mehrere hundert
Zuschauer erlebten Faustball-DM
„Wir freuen uns über jeden Punkt, dass es
nur so kracht“
Von unserer Mitarbeiterin
Miriam Steinbach
Bretten. Die Sporthalle im Grüner am
Samstagmorgen: Wo man nur hinschaut, junge
Frauen im Trainingsanzug und ihre meist männlichen
Betreuer schwirren aufgeregt umher. Es sind nur noch
wenige Minuten bis dass das erste Spiel bei den deutschen
Meisterschaften der Faustball-Damen
beginnt.
Besonders für die Brettener Spielerinnen ist
der Druck groß. „Ich habe heute Nacht vor Nervosität
kaum schlafen können“, sagt die Brettener Abwehrspielerin
Nadine Zwintscher. Denn der Titel soll her,
Familie und Freunden sollen mit guten Spielen
unterhalten werden und dann ist da ja auch noch
die Organisation der deutschen Meisterschaft.
„Klappt das denn auch alles“, fragen sich die
Brettenerinnen immer wieder. Fazit: Es klappte
– und mit Bronze können die Gastgeberinnen
auch leben. (Detaillierte Spielberichte im „Sport“.)
Um halb zwölf Uhr der Einmarsch der Mannschaften.
„I Came For You“, Popmusik von den Disco-Boys, dröhnt
laut aus den Lautsprechern.
Oberbürgermeister Paul Metzger, Stefan Hammes,
Vorsitzender des Turnvereins Bretten, und der Vorsitzende
der Deutschen Faustball-Liga, (DFL) Ulrich Meiners,
halten zum zweiten Mal an diesem Tag eine
Eröffnungsrede. Denn schon 90 Minuten zuvor
hatten sie beim offiziellen Empfang der Stadt in
der Aula der Halle, bei dem auch der
Bundestagsabgeordnete Axel E. Fischer sprach,
auf die Bedeutung der Sportart hingewiesen.
„Bereits seit 1909 wird in der Melanchthonstadt Faustball
gespielt“, sagt Metzger. „Und ich hoffe, dass die
Sportart in Zukunft noch mehr Freunde finde wird,
damit die Dichte breiter und die Spitze bedeutender
wird.“ Das wünscht sich auch der Vorsitzende
der DFL, Ulrich Meiners: „Es wäre schön,
wenn die Insidersportart eine größere
Verbreitung finden und es dann nicht mehr so
viele weiße Flecken auf der Landkarte
geben würde.“
Nach dem Einmarsch der sechs Mannschaften steht das
Eröffnungsspiel des Titelverteidigers SV
Ahlhorn gegen den TV Voerde an. „Wir schauen uns
die ersten paar Ballzüge an“, erzählt
Spielerin Melanie Münzenmaier, „und machen
uns danach warm.“ Ahlhorn, aus der Bundesliga
Nord, ist der größte Konkurrent
für die Brettener Damen. „Die Mannschaften
aus dem Norden sind prinzipiell ballsicherer und
spielen taktischer, als die aus dem Süden“,
berichtet Münzenmaier. Man könne sogar
von einem Nord-Süd-Gefälle sprechen.
Konzentriert und mit angespannten Gesichtern beobachten
die Brettener jeden Spielzug. Nachdem der SV Ahlhorn
den ersten Satz klar für sich entschieden hat,
ziehen sich Trainer Muckenfuss und die Spielerinnen
kurz zurück, um nochmals die Taktik für
ihr Spiel gegen den TSV Niedernhall zu
besprechen.
„Wir spielen mit unserer Stammmannschaft“, sagt Muckenfuss.
„Bei einer deutschen Meisterschaft kann man nicht
experimentieren.“ Und wenn sich eine Spielerin
nicht verletze oder einen ganz schlechten Tag
erwische, werde auch nicht durchgewechselt. „Ihr
müsst den Kopf frei haben“, appelliert der
Trainer an seine Schützlinge. „Vergesst
alles Organisatorische und konzentriert euch nur
auf das Spiel.“
Bevor ihr Spiel dann beginnt, heißt es erst
noch Aufwärmen. Einlaufen, kurze Sprints,
Partnerübungen und Spielsituationen stehen
auf dem Plan. Und dann ist es auch schon soweit.
Die erste Partie steht an. In der Kabine
motiviert Muckenfuss nochmals seine Mannschaft
und auch die Spielerinnen feuern sich
gegenseitig an. „Hey, wir machen Stimmung bei jedem
Punkt und freuen uns über jeden, dass es nur
so kracht“, sagt Silke Hagino zu ihren Mitstreiterinnen.
In der Halle ist inzwischen der Teufel los, rund
350 Besucher sind da und machen mächtig Lärm.
„Wir hätten nicht gedacht, dass schon am Samstag
so viele da sind“, berichtet Melanie
Münzenmaier. „Aber es ist toll, wenn man so
angefeuert wird“, sagt Abwehrspielerin Sarah
Kühner.
Es läuft dann auch von Anfang an gut für
die Brettenerinnen: Fünf zu null Punkte steht
es schon nach wenigen Minuten für die Gastgeber.
Alles läuft optimal, bis die Niedernhaller
Mannschaft eine Auszeit nimmt und aufholt.
Jedoch bleibt Bretten konzentriert und holt sich
den ersten Satz mit elf zu sieben Punkten.
Muckenfuss ist mit Leib und Seele dabei. Immer wieder
springt er auf und ruft seinen Schützlingen
Tipps zu. Und auch die Auswechselspielerinnen sind
angespannt. „Wir stehen total unter Strom“, erzählt
Julia Igel. Immer wieder feuern sie ihre
Mitspielerinnen im Feld an und bringen ihnen bei
den Auszeiten Wasser und Pomelostücke.
Die Brettener Mannschaft hat ihre Gegner auch in
den folgenden drei Sätzen gut im Griff und gewinnt
letztlich klar mit vier zu null Sätzen. Die
Zuschauer sind zufrieden. Die Spielerinnen jedoch
noch nicht ganz. „Wir haben noch zu viele Eigenfehler
gemacht“, sagt Sarah Kühner. „Das muss in
den nächsten Spielen noch besser werden,
wenn wir den Titel holen wollen.“
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