Wiedergewählter Innungs-Obermeister Martin Reinhardt will gezielt auf Nachwuchs zugehen


„Qualität ist, wenn der Kunde zurückkommt“

Knittlingen/Calw (kol). Der Knittlinger Bäckermeister Martin Reinhardt bleibt auch für die kommenden drei Jahre Obermeister seiner Innung, die sich über den Stadtkreis Pforzheim und die Landkreise Calw und Enz erstreckt. Bei der Jahreshauptversammlung in Calw erhielt er einen einstimmigen Vertrauensbeweis. Auch seine Stellvertreter und Vorstandsmitglieder wurden einmütig bestätigt.
In seiner Antrittsrede hatte Reinhardt zwei Schwerpunkte für die neue Amtsperiode formuliert: In Sachen Nachwuchswerbung will der Obermeister „unser Handwerk begehrenswerter machen“. Gezielt soll auf junge Menschen zugegangen werden, um sie für eine Ausbildung in einem Bäckerberuf zu begeistern. Seine zweite „Vision 2011“ ist, die neue Alfons-Kern-Schule noch mehr als bisher als „Mittelpunkt unserer Aus- und Fortbildung“ ins Bewusstsein zu rücken.
Qualitätsdenken machte Reinhardt auch in seinem allgemeinen Bericht zum Thema. Greifbar machte er seine diesbezüglichen Vorstellungen etwa mit Thesen wie „Qualität ist, wenn der Kunde zurückkommt und nicht das Produkt“ oder auch „Qualität beginnt im Kopf“. Und er appellierte an das Bewusstsein seiner Kollegen, dass Qualität zu 100 Prozent erreichbar sei. Unter Qualität versteht die Innung auch, wie sie als Vereinigung geführt wird. Deshalb bedient sie sich neuerdings auch Geschäftsführern der Landesinnungsverbände Baden und Württemberg.
Als Besorgnis erregend bezeichnete Reinhardt die Rohstoffverknappung und die Getreidepreissteigerungen und wies auf die Diskrepanz hin, wonach zur Herstellung von 120 Liter Bioethanol so viel Getreide gebraucht werde, wie zur Ernährung eines Menschen ein ganzes Jahr lang.
Und: „Wir verbrennen Lebensmittel“, prangerte Reinhardt an. Unbefriedigend ist für den Bäckermeister auch, dass sich die große Politik zunehmend mit Randgruppenthemen beschäftige, etwa Mindestlöhne oder „obskure Bildungsprogramme“. Ausgerechnet jene, die den Staat am Laufen hielten würden von diesem „stiefmütterlich behandelt“. Von einem „politischen Schwachsinn“ sprach er in Bezug auf die neueste Verpackungsverordnung, die nun auch für jede Bäcker- oder Wursttüte den „Grünen Punkt“ verlange. Keine Logik sieht er in der Gesetzesnovelle, weil schon feststehe, dass die in einer EU-Richtlinie enthaltene Rechtsgrundlage in Bezug auf Serviceverpackungen geändert werden soll.
Informativer Höhepunkt der Versammlung war der Fachvortrag von Professor Walter Freund (Uni Hannover) über neue Vorteig-Verfahren, die die Qualität von Brot und Brötchen verbessern sollen. Kein Kollege solle auf die aufwändige Vorteigführung verzichten, und dazu zitierte er den Leiter der Schweizer Fachschule Richemont: „Wer heute keine Zeit für Vorteige hat, hat in zehn Jahren sehr viel Zeit“.
Die Führung der Bäckerinnung setzt sich bis 2011 wie folgt zusammen: Obermeister Martin Reinhardt (Knittlingen); Stellvertreter: Markus Mann (Calmbach), Stefan Steiner (Pforzheim) und Peter Haab (Wildberg); Vorstandsmitglieder: Wilhelm Bräuer (Königsbach), Wolfgang Braun (Ötisheim), Robert Nagel (Ostelsheim), Wolfgang Hoch (Wilferdingen), Jens Meeh (Wiernsheim), Ulrich Ziegler (Kieselbronn), Tobias Nikolaus (Ispringen), Jörg Wiskand (Pforzheim) und Oliver Hahn (Bad Teinach-Zavelstein).


LETZTMALS ALS KREISHANDWERKSMEISTER bei den Bäckern: Obermeister Martin Reinhardt (links) verabschiedete Jürgen Pfirmann aus der Runde des Bäckerhandwerks. Im Hintergrund das gleichfalls verabschiedete Vorstandsmitglied Uli Mauer und Neumitglied Roland Essig. Foto: Kollros


BNN, 13.03.2008


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