Eiweißkontrolle für gemahlene Weizenkörner

Im Labor wird die Qualität des von Bauer Holstein geernteten Korns überprüft / Anlieferung bei der Knittlinger Störrmühle

Bretten. Besonderer Nachwuchs im Hause Holstein: Samantha, die Haflingerstute auf dem Hof und der Liebling von Tochter Hanna, hat ein Fohlen bekommen. „Eines Morgens kam ich in den Stall und da war es schon“, berichtet das Mädchen. Trotz Kontrolle durch die Familie hatte Stute Samantha ihren kleinen Sohn heimlich auf die Welt gebracht. Napoleon ist der stolze Name, den Hanna für den Kleinen ausgewählt hat und der auch sehr gut zu ihm passt. Selbstbewusst hält er sein Köpfchen in die Höhe. Sein Wiehern klingt zwar noch wie ein Quietschen, ist aber sehr bestimmt. „Und auf der Weide gibt er alles“, sagt Hannas Mutter Brigitte Holstein. „Er ist nur in Bewegung, hüpft herum und schlägt aus.“
Mitten in die verfrühte Ernte, die ja bereits Ende Juli begann und sich auch noch einige Tage in den August hineinzog, fiel die Geburt des kleinen Haflingers. In dieser Zeit waren die Holsteins regelmäßig Gast in der Knittlinger Störrmühle. Vor allem ihr Brotgetreide, das ein unbehandeltes Produkt der Marktgemeinschaft Kraichgau Korn ist, liefern sie in dieser Mühle ab. Bevor die Körner jedoch mit Schwung aus den Anhängern der Holsteins in die Annahmegosse geschüttet werden, gibt es vorher noch einige Schritte zu tun. Zunächst wird der Wagen samt Traktor auf einer riesigen Waage gewogen. „Später, wenn alles dann leer ist, fahren wir noch mal auf die Waage und die Differenz ergibt dann das Gewicht des Getreides“, erklärt er.
Als nächster Schritt steht eine „Wertprüfung des Ertrages“ an. Dafür muss Bauer Holstein in das Labor von Wieland Eberle und Stefan Sailer auf dem Mühlengelände. Sie untersuchen, ob das Getreide lagerfähig ist und wie hoch der Eiweißgehalt ist. Dafür klettert Stefan Sailer mit Hilfe einer Leiter jeweils in die beiden Anhänger und nimmt mit einem Probenstecher einige Proben. Dieses Rohr hat über seine gesamte Länge Schlitze in die das Korn aus jeder Schicht der Ladung hineinrieselt. Mit einem Dreh ist das Rohr verschlossen und das Korn gesammelt.
Im Labor dann zeigt der Durchlauf von 200 Gramm Weizen in einer Reinigungsmaschine, wie viel gutes Korn die Holsteins geerntet haben und wie viel Abfall und beschädigtes Ausfallkorn in dem angelieferten Anhänger ist. „Bei den Holsteins ist das weit weniger als ein Prozent und damit sehr gut“, erklärt Labormitarbeiter Eberle. Er packt eine Probe des Holstein-Korns für das Archiv weg. Sie dient der Kontrolle, falls es bei der Produktion von Mehl aus Kraichgau Korn Probleme gibt.
Dann mahlt er einige Weizenkörner zu Mehl und kontrolliert den Eiweißgehalt. „Man nennt das Spektralanalyse“, sagt er. „Bei dieser Probe liegt der Wert bei 15,3 Prozent. Da kann man schon von einer Elitesorte sprechen. Da gibt es gute Brötchen.“ Auch die Feuchtigkeit des Weizens ist nicht zu hoch und er kann deshalb unbesorgt gelagert werden.
„Je nachdem welche Qualität das Getreide hat, welche Sorte es überhaupt ist und ob es wie bei mir zu einer Marktgemeinschaft gehört, wird es dann in bestimmten Silos gelagert“, erklärt Friedrich Holstein. Gemeinsam mit dem Müller Klaus Dobler beobachtet er, wie der Weizen im Schacht verschwindet und über Förderbänder auf seinen Platz gelangt. Immer wieder tauchen die beiden ihre Hände ins Korn und begutachten das Getreide. Überhaupt ist während eines Besuchs auf der Störrmühle Zeit für Fachsimpeleien. „Manchmal muss man Schlange stehen, bis man drankommt“, sagt Bauer Holstein. „Dann tauscht man sich mit den Landwirten aus, die auch warten.“ Um die Ernte geht es dabei, um den Wetterbericht und die Qualität des Getreides.
Nachdem die Ernte abgeschlossen ist und Familie Holstein auch das Stroh schon eingefahren hat, geht es an die Stoppelbearbeitung. „Zweimal arbeiten wir die Stoppeln in den Boden ein. Das erste Mal direkt nach der Ernte, das sind die Reste der geernteten Pflanzen. Und dann müssen wir noch mal ran, wenn einige verlorenen Körner getrieben haben und das Unkraut wächst“, erklärt Brigitte Holstein. Während der zweiten Bearbeitung wird dann Senf gesät. „Das ist ein Gründünger“, erklärt ihr Mann Friedrich. Da der Senf den Boden mit seinen Wurzeln durchziehe, bekomme der eine gute „Krümelstruktur“ und ist damit vorbereitet für die nächste Saat. „Die Fruchtfolge gibt uns vor, was wir als Nächstes pflanzen werden“, sagen die Holsteins. Im Acker vor dem Haus wird nach dem Raps zum Beispiel Winterweizen wachsen.
Aber auch wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle. „Die Malzfabriken setzen mehr auf Braugerste aus Frankreich und Dänemark. Da müssen wir uns dann fragen, ob wir das weiter anbauen wollen“, erklärt Friedrich Holstein. Nicole Jannarelli



DER JÜNGSTE NACHWUCHS auf dem Holstein-Bauernhof ist das Fohlen Napoleon. Hanna Holstein kümmert sich um den kleinen Vierbeiner. Foto: Jannarelli


BNN, 30.08.2008


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