Standortdiskussion neu entfacht


Weitere Gespräche um Werkrealschulen im östlichen Enzkreis - Knittlingen und Maulbronn bald Kooperationspartner?

KNITTLINGEN/MAULBRONN. Wer mit wem? Das ist die Frage, wenn es um Werkrealschulen geht. Nachdem Knittlingen nun bei der Klosterstadt im Gespräch ist, bangt Ölbronn-Dürrn um die Kooperation
mit Maulbronn.

Anke Baumgärtel

Um eine Werkrealschule in Knittlingen einrichten zu können, fehlen an der Hauptschule rund zehn Schüler pro Jahrgang. Die könnten möglicherweise aus einer Nachbargemeinde stammen. "Maulbronn hat den Wunsch an uns herangetragen, mit uns ins Gespräch kommen zu wollen", äußerte Bürgermeister Heinz-Peter Hopp. Gleichzeitig liefen Gespräche zwischen Knittlingen und Oberderdingen, die ebenfalls Werkrealschul-Standort werden wollen.

Räumlichkeiten vorhanden

Ende Oktober hatte der Fauststädter Gemeinderat einen Antrag an das Schulamt gestellt, der interne Kooperationsvarianten zwischen den einzelnen Schulformen an der Faustschule vorsieht. "Die Kinder sollen nicht in der Gegend herumgekarrt werden", begründete Hopp. Zudem habe die Stadt innerhalb der vergangenen 15 Jahre rund 21 Millionen Euro in Neubau und Sanierung der Schule gesteckt. Die Räumlichkeiten für eine Werkrealschule seien vorhanden. Wichtig ist es Hopp, "eine überlegte Entscheidung zu treffen."
Maulbronn ist laut Hauptamtsleiterin Barbara Pfisterer offen für Gespräche. Bislang war die Kooperation mit Ölbronn und Neulingen geplant. "Mit Ölbronn sind wir in den Verhandlungen schon sehr weit, mit Knittlingen stehen wir ganz am Anfang", fasste Pfisterer zusammen.
In Ölbronn hofft man nun auf die Zustimmung der Klosterstadt. Der Ölbronn-Dürrner Gemeinderat hat in der vergangenen Woche bereits ein deutliches Zeichen gesetzt. Eine Million Euro will die Gemeinde in die Hand nehmen, um die Rahmenbedingungen für eine Werkrealschule zu schaffen (die PZ berichtete). "Das ist ein Kraftakt für eine Gemeinde unserer Größe", sagte Bürgermeister Norbert Holme. Man wolle an der Kooperation mit der Klosterstadt festhalten und habe seinen Part zum Gelingen geleistet. "Jetzt ist Maulbronn am Zug", äußerte der Schultes. Sollte sich die Klosterstadt anders orientieren, stehe neben Ölbronn auch Neulingen im Regen. Die ausschließliche Kooperation der beiden Gemeinden ist aufgrund der Schülerzahlen nicht möglich. Jedoch will Holme "nicht in fremden Revieren wildern", wie in der Nachbargemeinde Ötisheim, wenn Maulbronn abspringen würde.

Zwei Standorte in Mühlacker

Ötisheim sieht die Kooperation mit Mühlacker bereits in trockenen Tüchern. Beide Gemeinderäte sollen am Dienstag, 1. Dezember, über die Einrichtung einer gemeinsamen Werkrealschule entscheiden. Der Vorschlag der Verwaltungen sieht eine Kooperation zwischen der Ulrich-von-Dürrmenz-Schule, der Hartfeldschule und der Ötisheimer Hauptschule vor. Stammschule soll dabei die Dürrmenzer Hauptschule sein. Von der fünften bis zur siebten Klasse können Enzberger und Ötisheimer die Ötisheimer Schule besuchen. "Zwei Außenstellen wurden von der Landesregierung nicht genehmigt", sagt Richard Cassutti, Leiter des Amtes für Bildung und Kultur Mühlacker. Ab der achten Klasse finde der Unterricht nur noch in Dürrmenz statt. Zusätzlich ist zum kommenden Schuljahr eine Werkrealschule an der Schillerschule angedacht.
Der Ötisheimer Bürgermeister Werner Henle ist guter Dinge, dass die Kooperation zustande kommt. Das neue Modell der Werkrealschule lasse jedoch Fragen offen. Henle beklagt: "Das Kultusministerium überlässt den Kommunen das Feld." Und damit auch eine Menge "Kuddelmuddel". Zudem bestehe das Risiko, dass der Status einer Werkrealschule nach zwei Jahren aberkannt werde, wenn sich keine stabile Zweizügigkeit umsetzen ließe. Der Vorschlag des Schultes: "Ich hätte mir in Baden-Württemberg gewünscht, dass an zehn Modellschulen das Projekt getestet worden wäre." Nun würden "funktionierende Strukturen im ländlichen Raum zerstört". Wohin sich die Sternenfelser Schüler künftig orientieren, hängt von der Entscheidung der umliegenden Gemeinden ab. Sternenfels hat keine eigene Hauptschule. Für das laufende Schuljahr wurden jedoch ohnehin nur eine Hand voll Empfehlungen für die Hauptschule ausgesprochen.



Bietet Raum für eine neue Werkrealschule: Die Faustschule ist in Knittlingen als Standort im Gespräch. PZ-Archiv

N.N.
Quelle
Verlag     : J. Esslinger GmbH und Co. KG.
Publikation     : PZ Mühlacker
Ausgabe     : Nr.272
Datum     : Dienstag, den 24. November 2009
Seite     : Nr.17